
Gino Ceccarelli
„In meiner Malerei geht es darum, der Kosmologie des Amazonas näher zu kommen, sie zu verstehen, zu erfassen und neu zu erschaffen. Aber diese Quelle voller Geheimnisse, Magie, Mythen und Legenden ist unerschöpflich. Je mehr man forscht, desto deutlicher wird, dass man erst die Oberfläche berührt hat.“

WERKE

Magie, Kraft, Zauber und Faszination – das sind die Elemente, die die üppige, warme und geheimnisvolle Welt des Amazonas-Regenwaldes ausmachen. Es ist ein Bereich, in dem Menschen harmonisch mit der Natur koexistieren und eine einzigartige Lebensweise geschaffen haben, die diejenigen, die ihr begegnen, anzieht und sie dazu verleitet, Teil dieser außergewöhnlichen Existenz zu werden.

Diese tiefe Verbindung zum Amazonas-Ökosystem, seiner Fauna, Flora, seinem Himmel und seiner Erde ist die Grundlage, auf der Kosmogonien aufgebaut und entwickelt werden. In dieser Umgebung werden Geheimnisse und Epen geteilt und das Leben entfaltet sich mit einer Sinnlichkeit, die sowohl extrem als auch fesselnd ist. Es ist eine perfekte Mischung aus Hingabe und Ekstase, Erstaunen und Angst, was zu einer bizarren und doch schlichten Symbiose führt.

Gino Ceccarelli ist über einen längeren Zeitraum in diese Welt eingetaucht. Er bezeichnet sich stolz als Amazonas-Bewohner und drückt seine unerschütterliche Bewunderung und Hingabe für diesen einzigartigen Kontext aus. Seine Verbindung zum Amazonas ist nicht nur dringend; es ist ein moralischer Imperativ.

Die Erhabenheit der Natur und ihre gesteigerte Sinnlichkeit, offener und robuster als alles andere, erfordern eine Leinwand, die ihnen gerecht wird. Als Maler übernimmt Ceccarelli die monumentale Aufgabe, Werke von geradezu heroischem Ausmaß zu schaffen. Er braucht die ausgedehnte Leinwand der immer unvollendeten Serie, um seine Kreaturen darzustellen und das ursprüngliche Plasma zu suggerieren, um die Luft selbst hervorzurufen und sogar um Düfte vorstellbar zu machen.

Allerdings kann er sich der Präsenz seines kulturellen Hintergrunds, des Wissens über alternative Kosmogonien und unterschiedliche Weltanschauungen nicht entziehen. Er kann auch seine akademischen Erfahrungen, seine erlernten Fähigkeiten und seine Rationalität nicht leugnen. Selbst die symbolischen Aspekte, die aus mystischen Erfahrungen und Selbstbeobachtung entstehen, können nicht ignoriert werden.

Er verwendet grosse Formateund leuchtende Farben und überschreitet die Grenzen traditioneller akademischer Normen, um seiner Vision treu zu bleiben. Seine Bilder zeigen morbide Silhouetten, provokante Akte mit unbequemer Haltung und Figuren, die mütterliche Zärtlichkeit ausstrahlen. Durch strategische Beleuchtung und sinnliche, mäandrierende Farbverläufe haucht er seinen Motiven Leben ein und schlägt Brücken zwischen ihren geschwungenen Formen.

In seinem monumentalen Polyptychon mit dem Titel „Die Schöpfung“ taucht eine zentrale Figur auf – eine große gebündelte Blume, aus der eine gespenstische Frau, fast geduckt und nackt, ihre schützenden oder zurückhaltenden Hände über ihre Schultern streckt. Nahe der Mitte schwebt ein Vogel seinem Schicksal entgegen. Auf der anderen Seite finden wir Allegorien auf die Sonne und den Mond, mit einer ständigen Hommage an die große befreiende Pflanze Ayahuasca. Ceccarellis Werk setzt sich in einer großartigen Darstellung fort, in der es sich durch Geometrie, gut geplante Verkettung und harmonische Struktur von der bloßen Illustration abhebt. Die darin dargestellten Symbole, die an mikroskopisches Wissen und molekulare Schemata erinnern, bieten ein offenes Skript, das sowohl universell als auch generisch sein soll.

Ceccarelli sucht und findet manchmal eine gewagte und oft rücksichtslose Verschmelzung, ähnlich wie die Lebewesen, die er darstellen möchte, oder die Welt, die er vermitteln möchte. Dies ist das Ergebnis eines tiefgreifenden inneren Kampfes, einer Begegnung mit sich selbst, die über das Verständnis hinausgeht und an Instinkt grenzt. Gino Ceccarellis Kunst ist eine Ode an die Schönheit, Sinnlichkeit und tiefe Spiritualität des Amazonas, und seine Leinwände dienen als Fenster in diese Welt, das jeder sehen und schätzen kann.

